Dessau-Roßlau,

Runder Geburtstag für Exportschlager

Ein Projekt des Auswärtigen Amtes in Tunesien feiert sein 10 jähriges Bestehen und Dessau-Roßlauer Kameraden des örtlichen THW haben am Erfolg mitgeholfen. So können Sie stolz auf über 3.300 ehrenamtlichen Kräfte mit einem Frauenanteil von 48% sein, wobei die knapp 2000km weite Trennung dank Social Media kein Hindernis darstellt.

Nachdem im Frühjahr 2011 die Revolution in Tunesien zum sogenannten "Arabischen Frühling" führte und sich Tunesien seitdem in einem Demokratisierungsprozess befindet, schloss die Bundesregierung mit der Republik Tunesien eine Transformationspartnerschaft, welche es auf dem Weg in eine stabile demokratische Struktur unterstützen soll. Das THW beteiligt sich mit einem Projekt zum Aufbau ehrenamtlicher Strukturen im Zivilschutz zur Stärkung der Gesellschaft.

Anders als in Deutschland, ist das Office National de la Protection Civile (ONPC) als zentralstaatliche Organisation für Brandbekämpfung, Rettungsdienst, Wasserwacht und Bergung, in bisher nur hauptamtlicher Besetzung für den Zivil- und Katastrophenschutz in Tunesien zuständig.
An drei Standorten Ben Arous, Sidi Bouzid und Jendouba in Tunesien wurden Ehrenamtsvereine im Zivilschutz gegründet, die eine erste ehrenamtliche Zivilschutzbrigade darstellen. Einem sogenannten "train-the-trainer-Konzept" folgend, wurden mit Beginn des Jahres 2013, im Ortsverband Dessau 12 hauptamtliche Ausbilder des tunesischen ONPC in Vollzeit über zwei Wochen lang in die THW-Grundausbildung ausgebildet. Insgesamt wurden durch das THW in Deutschland 36 Tunesier ausgebildet, was die erste Phase des Projektes darstellte.
Im Ortsverband Dessau vermittelten THW-Kräfte den Gästen den Umgang mit Werkzeug und Gerät, wie es auch in der THW-Grundausbildung Thema ist. Neben theoretischem und praktischem Wissen in den Bereichen Arbeiten im und am Wasser, Strom erzeugen und Beleuchten lernen die Teilnehmenden vor allem, worauf es bei der Ausbildung Ehrenamtlicher im Katastrophenschutz ankommt. Dazu gehört unter anderem der Aspekt Arbeitssicherheit. Hierzu wurde an der damals noch existierenden Rodebille Schule das gelernte umgesetzt und gleichzeitig die Technik, wie Kettensägen, Trennschleifer, Rettungstrage und andere Gerätschaften erklärt, sowie erste Einweisungen an THW-Fahrzeugen. Mit zum Inhalt des Projektes gehörte es, dass einige THW-Fahrzeuge, welche in Deutschland nicht mehr gebraucht würden, nun zukünftig ihren Dienst in Tunesien verbringen sollen. Somit dürfte es also bei deutschen Touristen in den letzten Jahren zu Verwunderungen geführt haben, wenn Sie ehemalige THW-Fahrzeuge mit arabischen Schriftzeichen versehen und bekannter deutscher Technik an Bord in ihrem Urlaubsort erblickt haben. Sehr wichtig ist „Neben der Wissensvermittlung ging es auch bei der Ausbildung darum, wie die Hauptamtlichen zukünftig den ehrenamtlichen den Umgang mit der Technik vermitteln können, da diese in keiner Befehlskette sind, sondern sich in ihrer Freizeit für das Wohl anderer aufbringen und jederzeit fern bleiben können, wenn ihnen der Umgang und Umfeld mit den Ausbildern keinen Spaß mehr macht und man seine Freizeit doch dann lieber am Badesee verbringen kann“, so der Dessauer Ortsbeauftragte Daniel Freyer-Gottschalk.
Die zweite Phase als Kern des Projektes, sah die gemeinsame Ausbildung der Ehrenamtlichen vor Ort in Tunesien, durch die hauptamtlichen Ausbilder des ONPC, sowie der Ausbilder des THW vor. Beim Pilotenlehrgang der Grundausbildung in Ben Arous, waren die Dessauer Helfer Andreas Karschunke und Daniel Freyer-Gottschalk mit vertreten, die gemeinsam mit THW-Helfern aus den Ortsverbänden Sinzig, Dippoldiswalde, Stuttgart und Ulm 45 tunesische ehrenamtliche mit ausbildete. Das Ergebnis kann, wie das Projekt insgesamt, als äußerst erfolgreich bezeichnet werden, da die Motivation und Lernbereitschaft der Ehrenamtlichen überwältigend ist. So fand die Ausbildung ihren krönenden Abschluss in einer gemeinsamen Übung, in der die Ehrenamtlichen das neu erworbene Wissen samt der neu erhaltenen Geräteausstattung, sowie der vom THW überlassenen ehemaligen Fahrzeuge sehr gut einsetzen konnten. Was kann man als bisheriges Fazit aus der 10 jährigen Unterstützung des THW in Tunesien ziehen? Bis zum heutigen Tag gibt es über 3.300 ehrenamtliche Kräfte mit einem Frauenanteil von über 48% in den tunesischen Ortsverbänden. Dieser Erflog hat sich mittlerweile als Exportschlager etabliert und wurde unter anderem im Irak und Jordanien implementiert, wo Freyer-Gottschalk in den vergangenen Jahren öfters als Experte seinen Einsatz hatte. Somit leistet das THW in Dessau-Roßlau nachhaltig einen Beitrag für die Stärkung des Zivilschutzes in Ländern, welche dieses Projekt und das System Ehrenamt im Katastrophenschutz, zum Wohle ihrer Bevölkerung, übernommen haben.
Die beteiligten THW-Helfer konnten äußerst positiv prägende Erfahrungen mitnehmen, die keineswegs alltäglich sind. Neu gewonnene Freundschaften, welche die enge Partnerschaft nicht nur zwischen ONPC und THW, sondern auch gerade zwischen allen Beteiligten stärkten, tragen insgesamt zu einer noch engeren Verbindung beider Länder bei. Diese Verbundenheit zeigte sich schon wenige Monate später beim Hochwasser 2013 wo zwei Tonnen Datteln als Geschenk und Stärkung für die Helfer aus Tunesien eingeflogen und von der dortigen Regierung gespendet wurden. Ein Teil wurde auch in Dessau im Beisein des damaligen Oberbürgermeisters Klemens Koschig auf dem Sandsackplatz verteilt.

Text: THW OV Dessau
Fotos: THW Dessau


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